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Die Mausmakis (Gattung Microcebus) sind die kleinsten Lemuren. Auch wenn sie auf manchen Bildern nicht so aussehen, sind sie doch richtige Primaten. Wers nicht glaubt, sollte sie mal mit affenartiger Geschwindigkeit durch das Gesträuch klettern und springen sehen oder zuschauen, wenn sie versuchen, mit ihren kleinen Händen einen Falter zu fangen.
Die von meiner Freundin Andrea Weidt untersuchten Goldbraunen Mausmakis (Microcebus ravelobensis) sind, wie alle anderen Mausmakiarten, nachtaktiv. Ein Umstand, der ihre Beobachtung nicht gerade vereinfacht. Glücklicherweise besitzen sie einen stark reflektierenden Augenhintergrund, so daß sie im Schein einer Lampe leicht als leuchtendes, blinkendes Augenpaar auszumachen sind. Bei der Verhaltensbeobachtung kommen Stirnlampen zum Einsatz, von denen sich die Mausmakis anscheinend nicht sonderlich gestört fühlen.
Mit Einbruch der Dämmerung verlassen die Mausmakis ihre Nester, um auf Nahrungssuche zu gehen. Da man sie nachts meistens alleine antrifft, herrschte lange die Meinung vor, daß sie eine einzelgängerische Lebensweise pflegen. Neue Untersuchungen - unter anderem auch von Andrea - haben gezeigt, daß die Mausmakis über ein komplizierteres soziales Netzwerk verfügen. Der Goldbraune Mausmaki teilt seine Schlafplätze im dichten Lianengewirr, in großen Blättern oder in Baumhöhlen gerne mit Artgenossen. Auch des Nachts treffen sich die Mitglieder einer Schlafgruppe gelegentlich zur gegenseitigen Fellpflege. Dabei sitzen manchmal mehrere Tiere an einem Platz. Von ihrer Unterhaltung, die sich zum großen Teil im Ultraschallbereich abspielt, bekommt man ohne technische Hilfsmittel leider nicht viel mit. Die Schlafgruppe scheint eine recht stabile Einheit in ihrem Sozialgefüge zu bilden. Ob es sich dabei um Familiengruppen handelt, ist vielleicht durch zukünftige Genanalysen zu klären.

Auf ihrer nächtlichen Futtersuche legen die Mausmakis etwa anderthalb Kilometer kreuz und quer durch den Wald zurück. Diese kleine Strecke kann der beobachtenden Forscherin allerdings ziemlich lang werden, wenn sie sich bei ihrem etwa 1000 mal so großen Gewicht ebenso leise und unauffällig durch das dichte Gestrüpp bewegen will, wie ihr Fokustier - natürlich ohne dieses aus den Augen zu verlieren. Um die Tiere leichter aufspüren zu können, werden diese mit Halsbandsendern ausgestattet, die eine leidlich genaue Peilung bis zu einer Entfernung von maximal 150 m erlauben. Die Golbraunen Mausmakis sind omnivor. Je nach Jahreszeit fressen sie, was der Wald gerade hervorbringt. In der Trockenzeit ist das nicht gerade viel, weshalb die Tiere etwa ein viertel bis ein drittel ihres Gewichtes verlieren. Ihre Lieblingsnahrung in dieser Zeit ist das Sekret einer Hautflüglerlarve, das sie in großen Mengen auflecken. Während der feuchten Jahreszeit hat der Wald außerdem Früchte, saftige Blätter und Blüten zu bieten. Auch Insekten verschmähen sie nicht, wenn sie welche erwischen können.

Ein Bad im Mondlicht so mit vollem Bauch - da kommt es schon mal vor, daß ein Mausmaki mitten während der Beobachtungszeit ein Nickerchen macht. Nicht gerade spannend für die Forscherin, wenn das Tier im Baum vor sich hin pennt, statt interessante Verhaltensweisen vorzuführen. Aber ehrlich - manchmal ist man auch ganz dankbar für die kleine Ruhepause. Denn während die Mausis in ihrem Blätternest tagsüber eine ruhige Kugel schieben, hat man als Verhaltensforscher allerhand zu tun. (weiter - Forschen)